Die sensible Mutter

Die sensible Mutter
Sensi Bell

Freitag, 7. November 2014

HSP und das Stillen

Hach das Stillen!

Wenn es klappt, ist es die wunderbarste Sache für Mutter und Kind....wenn nicht....dann ist es mit sehr viel Arbeit verbunden oder man greift dann einfach zur Flasche. Liebe Mütter, gleich vorne weg. Wenn es bei euch mit dem Stillen nicht klappt, aus welchen Gründen auch immer, dann verzweifelt nicht und denkt nicht, ihr seid schlechte Mütter! Ihr habt noch viele, viele Möglichkeiten eurem Baby Geborgenheit und Liebe zu schenken! Es liegt an euch, sie zu nutzen!

Für die, die sich trotz allem durchkämpfen wollen, hier meine Erfahrungen von mir selbst und von dem, was ich gelesen habe:

Das wichtigste zuerst:

An alle HSP's unter uns Mütter: nehmt euch VIIIIEL Zeit und entspannt euch! Eine HSP nimmt unglaublich viel wahr und nach der Geburt ist ja sowieso alles ganz anders als je gedacht und geplant (könnt ihr gerne in meinem Beitrag zum Thema Wochenbett nachlesen), Gedanken wie: warum klappt es nicht...kommt jetzt auch genug...bin ich entspannt genug....was denkt jetzt die Hebamme von mir....liebt mich mein Mann noch, können wir trotz dem stillen noch intim werden....????...dürft und müsst ihr getrost zur Seite schieben.

Eine ruhige, ungestörte Atmosphäre ohne Verwandtschaft, die richtige Position und dann kann es auch schon losgehen.



Im Kreissaal:
Sobald das kleine Wesen geschlüpft ist, geht es direkt im Kreissaal schon los. Die meisten Krankenhäuser sind inzwischen soweit, dass sie die Möglichkeit geben, noch gleich im Kreissaal den ersten Stillversuch zu machen. Sollte das nicht der Fall sein: besteht darauf!!!Oder nehmt ein anderes Krankenhaus! Es ist enorm wichtig, dass das kleine gleich saugen darf. Manche warten bis das Baby selbst zu suchen anfängt und andere legen einfach an....also wir haben gleich angelegt und damit gute Erfahrungen gemacht.
Sondersituationen:
Ausnahmen gibt es natürlich immer, ich weiss nicht, wie es bei einem Kaiserschnitt ist. Fragt einfach die Hebammen vorher, wenn ihr zum Beispiel den Kreissaal besichtigt, welche Möglichkeiten es dafür gibt.
Wenn das Kind sofort nach Geburt notfallmäßig in die Kinderklinik muss, ist das noch nicht das Aus für das Thema Stillen sein. Auf den Wochenstationen gibt es Milchpumpen mit denen man die wertvolle Milch abpumpen kann und dann kann das Baby die Muttermilch entweder aus dem Fläschchen trinken oder bekommt es über einen Schlauch in den Magen sondiert. Das hilft dem Kind in der Krankheitsphase und der Milchfluß wird bei der Mutter angeregt und die Milch-Produktion geht los. Das ist etwas mühsam, aber es lohnt sich wirklich. Ich habe die ersten sechs Wochen abgepumpt und mit dem Fläschchen gefüttert und danach glücklich an der Brust gestillt. Es gibt spezielle Sauger, die den gleichen Mechanismus wie an der Brust haben. Mit denen kann man ganz unkompliziert von der Flasche zur Brust wechseln. Keine Saugverwirrung!!! Wir können den Calma Sauger von Medela empfehlen. (für diese Angabe bekomme ich keinen Cent von Medela ;-)

auf der Wochenstation:
Bekanntermaßen ist auf der Wochenstation kaum Zeit sich zu entspannen, aber wenn man sich von Besuchen fern hält, dann hat man durchaus Zeit sich auf das Stillen zu konzentrieren. Folgende Punkte können auf der Wochenstation schon Thema werden:

 feste Zeiten: ja oder nein?
Jetzt gibt es eine Litanei von Möglichkeiten, in welchen Abständen zu welcher Zeit und wie lange man ein Kind stillen sollte.
Ich hatte bei dem ersten Kind einen festen Plan im Kopf und war wild entschlossen mich an strikte Uhrzeiten und Zeitabstände zu halten. Aber man bekommt immer das Kind, das man braucht, um über sich selbst hinaus wachsen zu können. Und jetzt weiß ich, dass man dem Kind und dem natürlichen Milchentwicklungsprozess absolut nichts gutes tut, wenn man versucht von außen da Einfluß zu nehmen. Wenn das Kind gesund ist und unauffällig dürft ihr euch von ganzem Herzen auf das Baby und auf euren Körper verlassen. Das hört sich jetzt stark nach : wir- haben- uns- alle- lieb -und- die- Welt- ist- ein- Ponyhof an, aber es ist die Wahrheit. Ich musste es am eigenen Leib erfahren.
Dazu muss man wissen, dass die kleinen einen Schmerz verspüren, wenn sie Hunger haben. Sie schreien zu lassen, damit man das eigene Schema ihnen aufzwingen kann, bedeutet nicht sie zu "erziehen", sondern sie in dieser Schmerzsituation zu lassen. Sobald die Muttermilch in den Magen kommt, hört der Schmerz auf und das Kind kann sich wieder entspannen.
Ausserdem lernt das kleine schon gleich am Anfang eine wichtige Lektion:
Ich habe ein Bedürfnis, ich mache mich bemerkbar und mir wird Abhilfe geschaffen. Der Grundstein für selbstständige Problemlösung und Denken ist gelegt.
Wird es aber nach Schema gestillt, kann es passieren, dass das Kind entweder noch keinen Hunger hat oder eben schmerzgeplagt noch warten muss, bis es endlich angelegt wird.
Was lernt das Baby dabei: Andere bestimmen über mich und meine Bedürfnisse sind nicht wichtig! Was ich empfinde und brauche, scheint nicht richtig zu sein, also überlass ich das denken lieber meiner Mutter.
Ein weiterer Hinweis:
Muttermilch ist nach zwei Stunden verdaut im Gegensatz zur Industrienahrung. Von daher kann der Hunger durchaus schon nach zwei Stunden wieder da sein. Außerdem weiss man ja auch nie, wie viel das kleine pro Stillmahlzeit trinkt. Von 70ml bis 130ml kann da alles dabei sein.

vor dem Milcheinschuß: (kommt meist zwischen dem dritten oder vierten Tag)
Es ist immens wichtig, dass das Baby wie gesagt gleich im Kreissaal trinkt, wir sprechen hierbei nur von wenigen Mililitern und dann wird es erstmal schlafen wollen. Das darf es auch, aber lasst es nicht zu lang schlafen. Sobald es ein klein wenig meckert oder schmatzt oder sich irgendwie im Schlaf bemerkbar macht, sofort anlegen.
Bei uns war es dann so, dass ich dem Baby die eine Seite so lange gegeben habe bis es von allein abgefallen ist. Das kann zehn Minuten sein oder auch zwanzig, dann die andere Seite und das immer im Wechsel. Das ganze haben wir zwei Stunden lang gemacht und danach war das Baby immer noch unruhig und dann darf man guten Gewissens nach einer Flasche fragen und etwas nachgeben. Aber nur, wenn man vorher die Brust lang genug stimuliert hat, sonst bringt man alles durcheinander. Wir haben dann eine Milch genommen, die nicht sättigt sondern nur, damit was im Magen ist und das Hungergefühl nicht zu lang unterdrückt wird. Das zufüttern ist wichtig, weil wenn die kleinen zu lange "hungern" dann werden sie zu schwach und schlafen sehr viel und können dann sehr schnell in die Gelbsucht rutschen. Deswegen lieber unmittelbar nach der Geburt nicht zu lange schlafen lassen, geduldig anlegen und gegebenenfalls nachfüttern, so fällt das kleine nicht so sehr mit dem Gewicht ab, hat genügend Kraft zum saugen und die Brüste werden genügend stimuliert und der Milcheinschuß kann kommen.
Lasst euch nicht verunsichern von den Schwestern auf Station, meist ist es so, dass jede eine andere Meinung hat und einen anderen Plan verfolgt. Besser ist es, ihr wisst von vorn herein schon, was ihr wollt.
HSP- BESONDERHEIT: ich persönlich war bei dem ersten Kind derart verkrampft und mit allen möglichen Sorgen beschäftigt, dass der Milcheinschuss bei mir ausblieb und erst nach sechs Wochen sich einstellte. Auch wollte ich dem ersten Kind meine Vorstellungen von Trinkzeiten aufzwängen...erst als ich alles über Bord warf und mit einer dicken Portion Gott-Vertrauen und Vertrauen in das Kind einfach das Kind machen ließ, klappte es einwandfrei.

Pflege der Brustwarzen von Anfang an:
Stillen macht am Anfang erstmal ehrlich gesagt nicht sehr viel Freude. Es tut unglaublich weh und teilweise muss man den Schmerz richtig veratmen. Die Brustwarzen werden von dem vielen Saugen wund und direkt hinter der Brustwarze zieht es am Anfang vom Stillen ganz gewaltig, wie gesagt, Wehenatmung hat mir dabei geholfen. Deswegen ist es wichtig, dass ihr unbedingt zwischen sämtlichen Stillpositionen ständig wechselt (lasst sie euch auf Station zeigen oder vorher schon von eurer Hebamme)
Und der andere wichtige Punkt: PFLEGE! Und zwar kann ich euch da Heilwolle und Lanolin- Brustwarzensalbe wärmstens empfehlen. Die Salbe beruhigt die Brustwarze und die Heilwolle verhindert, dass die teilweise offene Brustwarze mit dem Stillpad verklebt und dann sofort wieder aufreißt und blutet. Wirklich konsequent gleich auf Wochenstation anwenden, nicht erst, wenn es blutet, sofort gleich salben und die Wolle drauf. Ich habe auch erst innerlich mit den Augen gerollt, als ich das Wort "Heilwolle" hörte, aber jetzt bin ich ein Fan davon!
Das ganze braucht man auch nur am Anfang, schnell gewöhnen sich die Brustwarzen an ihre neue Aufgaben und sind dann auch wirklich hart im nehmen.
Die Brustwarzensalbe gibt es in den Krankenhäusern normalerweise, es sollte Lanolin drin sein, aber die Heilwolle hatte ich selbst mitgebracht.

Der Milcheinschuß:
Wenn man schön fleißig am Anfang angelegt hat, dann kommt der langersehnte Milcheinschuß. Leider kann auch der schmerzhaft sein, grippeähnliche Symptome und pralle Brüste, auch Quarkauflagen sind lästige Begleiter. Aber nun fließt die Milch und das kleine trinkt bis es im wahrsten Sinne überläuft. Blähungen und großes Geschrei, weil jetzt ja der Bauch drückt und überhaupt, weil alles jetzt ganz neu ist, gehören auch in diese Anfangszeit.

Endlich zu Hause:
Je nach dem, wann man nach Geburt nach Hause geht, erlebt man den Milcheinschuß auf Station oder zu Hause. Wir sind nach dem zweiten Tag gegangen und haben das zu Hause mit der Hebamme gemanagt.
Es dauert bei jedem unterschiedlich lange, aber mit viel Geduld wird man endlich das stillen auch genießen können, auch als HSP! Es ist viel Arbeit, aber es lohnt sich dran zu bleiben.




Wollt ihr mehr darüber erfahren oder über ein anderes Thema aus dem Wochenbett oder überhaupt zum Thema HSP und Muttersein? Dann hinterlasst mir doch einen Kommentar mit euren Ideen worüber ich schreiben könnte!


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